Stachelmäuse sind sehr agile und lebhafte Tiere, die ständig in Bewegung sind. Sie untersuchen alles Neue und Fremde neugierig und probieren es aus.
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In einer Gruppe Stachelmäuse kann man interessantes Sozialverhalten beobachten, das vom gegenseitigen Beschnüffeln und Begrüßen über gegenseitiges Putzen bis hin zu kleinen Verfolgungsjagden zur Klärung der Rangordnung reicht.
Auch Futterneid ist bei Stachelmäusen zu beobachten. Bei der Fütterung von Lebendfutter kann es vorkommen, dass eine Stachelmaus der anderen die Beute streitig macht.
Bei Trockenfutter kommt es häufig vor, dass die Mäuse sich die besten Happen suchen und damit in einen Unterschlupf verschwinden. Bei der Leckerligabe erbettelt eine gierige Stachelmaus auch schon einmal soviel vom Besitzer, bis nichts mehr in ihr Maul passt.
Wenn ein schöner Schlafplatz gefunden wurde, legen sich oft mehrere Mäuse dort zum Dösen hin oder setzen sich so nebeneinander, daß sie Körperkontakt haben.
Immer wieder sehenswert sind die Lebenfutterjagden der Tiere: es lohnt sich, ihnen Heuschrecken anzubieten und dabei zuzusehen, wie die Stachelmaus die Beute erjagt und sich über den Erfolg „freut“.
Wenn der Käfig zu klein ist oder die Mäuse in einer ungünstigen Gruppenkonstellation gehalten werden ( = zu große Männchengruppe oder zuviele Männchen bei Weibchen), kann es vorkommen, dass sich die Stachelmäuse gegenseitig verstümmeln. Dies geschieht vor allem am Schwanz, den Ohren und den Pfoten. Beobachtet man soetwas oder findet eine verstümmelte Maus, sollte man die Gruppe auf jeden Fall trennen oder ihnen ein größeres Heim anbieten. Sonst kann es zu Kämpfen auf Leben und Tod kommen.
Für Anfänger eignen sich am besten 2-4 Weibchen, wahlweise auch mit einem Kastraten. Reine große Männerrudel sollten nur von erfahrenen Menschen gehalten werden.
Ebenfalls interessant zu beobachten ist das Verhalten der Stachelmäuse bei Nachwuchs. Während die Mutter wirft, bewachen die anderen Stachelmäuse das Nest und wärmen bei Bedarf Mutter und Jungen. Genauso helfen sie beim Säubern der Kleinen und nicht selten wird ein Baby von einer anderen Stachelmausdame „adoptiert“ und als eigenes Baby aufgezogen. Bei einem großen Rudel beteiligen sich alle Weibchen bei der Aufzucht der Jungen.
Dieses Verhalten ist in der freien Wildbahn sehr wichtig, da eine Stachelmausdame nur vier Zitzen hat. Durch das „Ammenverhalten“ anderer Stachelmäuse können so auch größere Würfe ohne Probleme durchgebracht werden, bzw. haben verwaiste Stachelmauskinder so eine größere Überlebenschance.
Dieser ausgeprägte Brutpflegetrieb ist legendär, weshalb Stachelmäuse auch zu Verhaltensuntersuchungen in Laboren gezüchtet werden.
Stachelmauskinder sind in der Regel schon recht weit entwickelt, was an der langen Tragezeit der Mutter von 35 Tagen liegt. Sie kommen als Nestflüchter mit Fell, geöffneten Augen und Ohren und schon durchgebrochenen Zähnen zur Welt. Sie werden nur wenige Tage gesäugt und können unmittelbar nach der Geburt selbstständig laufen.
Bei Stachel- und Farbmaus-Artgemeinschaften kann man zwei typische Verhaltensmuster beobachten:
Muster eins: Die Stachelmäuse leben neben den Farbmäusen lediglich her. Viele Stachelmäuse kapseln sich von den Farbmäusen ab, schlafen alleine, haben Respekt vor den Farbmäusen, lassen sich sogar von ihnen jagen oder die Borsten auf dem Rücken ausreißen. Trotzdem können Stachel- und Farbmäuse noch beim Fressen an einem Napf beobachtet werden.
Muster zwei: Die Stachelmäuse schlafen mit den Farbmäusen in einem Nest, putzen die Farbmäuse, beschützen sie manchmal sogar. Sie leben in einer Art richtigen Gemeinschaft mit den Farbmäusen und nicht nur nebeneinander her.
Wichtig: Egal wie die Mäuse- WG funktioniert, sollten Sie immer bedenken, dass die Mäuse sich nicht richtig mit einander verständigen können. Es kann durchaus vorkommen, dass Stachelmäuse anfangen, die Farbmäuse leicht zu beißen. Wenn dieses Verhalten überhand nimmt und die Stachelmäuse die Farbmäuse verletzen, sollte man die Artgemeinschaft wieder auflösen.
Stachelmäuse können recht unbequeme Haustiere sein. Sie beißen ihren Besitzer bei jeder Gegenlegenheit, um ihren Käfig oder die anderen Bewohner zu verteidigen oder aber auch, weil sie die menschliche Hand für ein Nahrungsmittel halten.
Allerdings können Stachelmäuse auch sehr nette Hausgenossen sein, die betteln kommen, sich ein Stück zur Seite schieben lassen, wenn man im Käfig hantiert, oder sich in seltenen Fällen sogar kraulen lassen.
Wichtig für die Bindung zwischen Menschen und Stachelmaus ist, dass man sich mit ihnen beschäftigt und sie langsam an sich und seine Stimme gewöhnt. Wenn man Stachelmäuse ständig einfängt oder ihnen Angst einjagt, ist es nicht erstaunlich, wenn sie mit Beißen und Attacken gegen die Hand zurückschlagen.
Aus diesen Gründen sind Stachelmäuse nicht für Kinder geeignet. Sie beißen bei Stress im Vergleich zu Farbmäusen recht heftig und schmerzhaft zu.
Die Neugier der Stachelmäuse kann man sich beim Einfangen oder vorsichtigen Zähmen der Tiere gut zunutze machen.
Stachelmäuse müssen eingefangen werden, wenn ein Tierarztbesuch oder eine Komplettreinigung des Heimes ansteht.
Stachelmäuse sollte man niemals am Schwanz hochheben, da dieser leicht abreißen kann. Deshalb ist es besser, eine Stachelmaus mit einer Papprolle zu fangen. Dazu einfach die Rolle vor den Kopf der Maus halten oder warten, bis sie von alleine hinein geht. Das Gleiche funktioniert auch wunderbar mit Transportboxen und Pappschachteln.
Wenn Ihre Mäuse etwas zutraulicher sind, können Sie sie auch einfach aus dem Käfig heben, z.B. indem Sie beide Hände unter die Stachelmaus schieben, ähnlich wie beim Wasserschöpfen oder indem Sie einfach warten, bis die Maus von alleine auf ihre Hand klettert.
Wichtig: Schließen Sie ihre Hände dabei niemals, dass würde sonst mit Sicherheit einen Biss nach sich ziehen.
Während der Zeit des Käfigssäuberns sollten die Mäuse entweder in einen gesicherten Auslauf, wo sie von einer zweiten Person beobachtet werden oder in einen kleinen Käfig, wo sie etwas klettern können. Dies dient der Vorsicht, da sich Stachelmäuse aufgrund von Platzmangel gegenseitig beißen können.
Eine Käfigreinigung sollte je nach Anzahl der Bewohner und Käfiggröße alle 1-2 Monate durchgeführt werden. Ausnahmen sind bei Nachwuchs, alten oder kranken Mäusen gegeben.
Beim Zähmen der Tiere ist wichtig, dass die Stachelmäuse alles auf freiwilliger Basis machen können und nicht zu irgendwas gezwungen werden- sie können sich sonst schnell mit Bissen in die Hände des Halters rächen.
Deshalb gilt: Haben Sie Respekt vor den Zähnen und dem kräftigen Kiefer einer Stachelmaus!
Viele Stachelmäuse merken schnell, dass es etwas zu Fressen gibt, wenn der Mensch vor dem Käfig steht und warten dann an der Tür auf ein Leckerli oder kommen sogar vorsichtig auf die Hand.
Wichtig bei Stachelmäusen: man sollte sie nicht zu sehr erschrecken mit heftigen Bewegungen, da es sonst passieren kann, dass sie aus dem Käfig springen.
— Sandra Thees 31.10.2006 02:13.