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Übersicht über für Farbmäuse geeignete Antibiotika

Das Standardantibiotikum bei Farbmäusen ist meist Baytril, doch mittlerweile gibt es Fälle, in denen es nur schlecht oder garnicht bei - meist wiederholten - Atemwegserkrankungen wirkt.
Für diesen Fall und als allgemeine Information, welche Antibiotika bei Farbmäusen sonst noch erfolgreich im Einsatz sind, dient die folgende Übersicht - sie kann Ihnen auch als Vorschlag für Ihren Tierarzt dienen, wenn dieser z.B. nur Baytril kennt. Die hier beschriebenen Erfahrungswerte dienen dabei selbstverständlich nur als Hintergrundinformation, über die genaue Indikation, Dosierung und Anwendung kann einzig und allein Ihr Tierarzt entscheiden.

:!: Viele der hier aufgeführten Antibiotika müssen zT zweimal am Tag gegeben werden, was mit nicht unerheblichem Stress für das erkrankte Tier und auch für die restlichen Tiere der Gruppe verbunden ist. Desweiteren sind hier einige Medikamente aufgeführt, die zur Injektion unter die Haut der Maus gedacht sind und daher mit einem täglichen Tierarztbesuch verbunden sind.

:!: Medikamente dürfen ausschließlich nach Absprache mit einem Tierarzt verwendet werden, nicht nach eigenem Ermessen, wenn zufällig noch etwas von der letzten Behandlung übrig ist.

:!: Bitte dran denken: Es kann bei der Medikamentengabe leicht zu Fehlern durch Über- oder Unterdosierung oder die falsche Art des Verabreichens (etwa direkt ins Maul spritzen) kommen. Deshalb sollten Medikamente stets von Erwachsenen verabreicht werden.

Marbocyl

  • Markennamen: Marbofloxacin, Marbocyl
  • Wirkstoffgruppe: Fluorochinolone. Weiterentwicklung von Baytril, die Wirkung setzt erfahrungsgemäß etwas später ein als bei Baytril, keine Kreuzresistenzen.
  • Wirkungsweise: hemmt die DNS-Gyrase.
  • Einsatzgebiet: Marbofloxacin weist ein sehr breites Wirkungsspektrum gegen gramnegative Keime sowie gegen die meisten Mykoplasmen und grampositiven Erreger auf (bestimmte Streptokokken- und Enterokokkenstämme sind resistent). Anaerobier und Pilze sind gegen Marbofloxacin resistent.
  • Anwendung bei: Infektionen mit Marbofloxacin-empfindlichen Erregern, zB. oberflächliche und tiefe Pyodermie (=brennende, eitrige Entzündung der Haut) und bakterielle Atemwegsinfektionen
  • Darreichungsform: Tabletten/ Injektionslösung kann auch oral gegeben werden.
  • :!: Vorsicht: nicht während Laktation, Trächtigkeit oder bei Tieren im Wachstum geben
  • Sonstiges: im Allgemeinen gut verträglich

:!: Dosierung nach Ewringmann und Glöckner (2008): 4mg/kg, 1xtäglich s.c. oder orale Gabe (via zu zerteilender Tablette oder Injektionslösung)

Tetraseptin

Tetraseptin

  • Markennamen: Tetracyclin 10%, Tetraseptin mite
  • Wirkstoffgruppe: Tetracycline
  • Einsatzgebiet: Tetraseptin enthält das Breitspektrum-Antibiotikum Tetracyclin, dessen Wirkungsspektrum grampositive Bakterien und Kokken, die meisten gramnegativen Bakterien, gramnegative Kokken, Aktinomyceten, Sporenbazillen, Spirochäten (Leptospiren) umfasst
  • Anwendung bei: Tetraseptin kann ausserdem bei der Behandlung von Infekten durch Rickettsien, Chlamydien, Mycoplasmen, Borrellien und Anaplasmen eingesetzt werden
  • Darreichungsform: orale Lösung/ Injektionslösung
  • :!: Vorsicht: Die gleichzeitige Verabreichung von Milch und Milchprodukten mit Tetracyclin sollte vermieden werden, das Medikament darf also nicht in Sahne gegegeben werden. Gefahr von Durchfällen, besonders bei oraler Gabe; nur bei intakter Leber- und Nierenfunktion geben; keine längere Anwendung bei trächtigen Tieren. Wegen drohenden Hautreizungen sollte Tetraseptin nicht zur Gabe ins Fell geschmiert werden
  • Sonstiges: Im Kühlschrank (2-8°C) aufbewahren. Vor Gebrauch gut schütteln.

:!: Dosierung nach Ewringmann und Glöckner (2008): 10-20mg/kg, 2xtägl. s.c. oder oral

Borgal

  • Markennamen: Borgal 24%, Cotrim K-ratiopharm, Bigram (ähnlich wie Borgal)
  • Wirkstoffgruppe: Sulfdoxin und Trimethoprim als kombinierte Wirkstoffe
  • Wirkungsweise: Borgal® 24% ist ein Chemotherapeutikum mit zwei Wirkstoffen, die je an einer Stelle blockierend in die Folsäure-Biosynthese der Bakterien eingreifen
  • Einsatzgebiete: Primär bakterielle Infektionskrankheiten sowie bakterielle Sekundärinfektionen im Verlauf von Viruserkrankungen
  • Darreichungsform: orale Lösung/ Injektionslösung
  • :!: Vorsicht: Injektionslösung verdünnen, sonst drohen bei Injektion Gewebereizungen; Gefahr von Durchfällen bei Bigram
  • Sonstiges: geringe Wirkstoffdosis, kleines Dosisvolumen und geringe Gefahr der Resistenzbildung sind sehr positiv

:!: Dosierung nach Ewringmann und Glöckner (2008): 30-40/6-8mg/kg, Borgal 1xtäglich, oral oder s.c., Cotrim 2xtägl. oral

Doxycyclin

  • Markennamen: z.B. Doxycyclin ratiopharm
  • Wirkstoffgruppe: Tetracycline
  • Einsatzgebiet: Doxycyclin ist das bei Mäusen als quasi letzte Rettung angewandte Antibiotikum. Vor allem bei der Bekämpfung von schwersten Atemwegserkrankungen ist es oft das letzte Mittel der Wahl.
  • Anwendung bei:
    • Infektionen der Atemwege und des HNO-Bereiches
    • Sinusitis
    • Otitis media
    • Pneumonie durch Mykoplasmen, Rickettsien oder Chlamydien, Bordetella, Pasteurella
    • Infektionen des Urogenitaltrakts
    • Brucella spp.
    • Corynebacterium
  • Darreichungsform: meist als subcutane Injektionslösung angeboten.
  • Resistenzen: Die Resistenzmechanismen sind ähnlich wie bei Tetracyclin. Die meisten Stämmen von E. coli, Klebsiella, Bacteroides, Enterobacter, Proteus und Pseudomonas aeruginosa sind unempfindlich gegenüber Doxycyclin
  • :!: Vorsicht:
    • Dauer der Anwendung: Wie bei allen Antibiotika muss auch bei Doxycylin sehr auf eine ausreichend lange Anwendungsdauer geachtet werden, um Resistenzen zu vermeiden. Keinesfalls sollten hierbei 5 Tage unterschritten werden; maximal aber nur 8 Tage verabreicht werden.
    • Nebenwirkungen: Bei Überdosierungen besteht die Gefahr von Leberschäden oder einer Pankreatitis.Besonders bei oraler Gabe besteht die Gefahr von Durchfällen. Nicht angewendet werden sollte Doxycyclin bei Tieren mit einem nachgewiesenen Leber oder Nierenkrankheit, da dies zu einem fulminanten Leber- oder akutem Nierenversagen führen kann.
  • Sonstiges: Angebrochenes Doxycyclin muss eingefroren werden, da seine Wirksamkeit nach wenigen Stunden an der Luft verfällt. Im geschlossenen Zustand sollte die Ampulle unter 30°C und vor Licht geschützt aufbewahrt werden.

Doxycyclin ratiopharm

Doxycyclin ratiopharm

  • Doxycyclin-ratiopharm: 1 Ampulle mit 5 ml Injektionslösung enthält 100 mg Doxycyclin
  • In Österreich ist Doxycyclin - Rathiopharm nicht erhältlich, das identische Produkt sind hier Vibravenös-Ampullen ®.

:!: Dosierung: Aufgrund seiner nachhaltigen Wirkung darf Doxycyclin nur einmal täglich gegeben werden. Die Dosis hängt dabei von der Konzentration des vom Tierarzt abgegebenen Doxycyclins und auch dem Gewicht der Maus ab. Doxycylin sollte ausschliesslich vom behandelnden Tierarzt verordnet und verabreicht werden.

  • Dosierung nach Ewringmann und Glöckner (2008):
    • 5-10mg/kg, 1x tägl. s.c.
    • entsprechend ist die Dosierung für eine ca. 40 Gramm schwere Maus 0,02 ml
    • diese Dosierung ist die, für die die meisten positiven Erfahrungswerte unter Mäusehaltern vorliegen
  • Dosierung nach Clinipharm (für Doxycyclinhydrochlorid (Doxycyclinhyclat)):
    • 5 mg/kg 2x tägl. oral (Morrisey 2004; Adamcak 2000a)
    • 100 mg/kg, s.c., Wiederholung nach 7 Tagen (Morrisey 2004)

Convenia

  • Markenname: Cefovecin
  • Wirkstoffgruppe: Cephalosporin
  • Anwendung bei: u.a. zur Behandlung von Atemwegsinfekten, Hauterkrankungen, Wundinfektionen oder Harnwegsinfekten
  • Darreichungsform: Pulver und Lösungsmittel werden vom Tierarzt zu einer Injektionslösung vermischt
  • Sonstiges: verfügt über eine Depotwirkung bei Mäusen von ca 5 Tagen und ist daher besonders bei der Behandlung von sehr scheuen Tieren von großem Nutzen.

:!: Convenia muss im Kühlschrank gelagert und vor Frost und Licht geschützt werden.

Chloramphenicol

  • Markenname: zB. Chloromycetin Palmitat, Paraxin, Parkefelin Palmitat
  • Wirkstoffgruppe:
  • Einsatzgebiet: Es dient zur Therapie und Prophylaxe von primären und sekundären Infektionskrankheiten bei Hund, Katze und kleinen Nagern, verursacht durch Chloramphenicol-empfindliche Erreger
  • Anwendung bei: geeignet zur Behandlung von Infektionen der Atmungsorgane, des Harn- und Geschlechtsapparates, des Verdauungstraktes und des zentralen Nervensystem
  • Darreichungsform: orale Lösung
  • :!: Vorsicht: Der Hautkontakt ist unbedingt zu vermeiden! Link zu Wikipedia: Chloramphenicol
  • Sonstiges: erhältlich in unterschiedlichen Dosierungen, wobei die stärkeren für Mäuse günstiger ist, da das Tier dann weniger des Medikaments zu sich nehmen muss, um eine ausreichende Dosis zu erhalten

Chloromycetin Palmitat

  • weisslicher, süsser Saft - mischbar mit Kokosmilch und Nutri-Cal
  • Lassen Sie sich die genaue Dosierung in Milliliter (ml) von Ihrem Tierarzt entsprechend des Gewichtes Ihrer Maus ausrechnen!
  • Erfolgsquote: Dauert lang, bis es wirkt, wirkt meist gut. Wird auf Grund des süßlichen Geschmacks oft gut, mitunter sogar pur gefressen.

:!: Chloromycetin-Palmitat muss vor Sonnenlicht geschützt werden.
:!: Dosierung nach Ewringmann und Glöckner (2008): 50mg/kg Körpergewicht 2xtäglich s.c. oder orale Gabe; entsprechend 2,5mg für eine 50 Gramm Maus

Azithromycin

  • Markenname: Zithromax Trockensaft
  • Wirkstoffgruppe: Glycoside
  • Einsatzgebiet: Infektionen, die durch empfindliche Mikroorganismen hervorgerufen werden
  • Anwendung bei: Wird bei Nagern hauptsächlich bei der Behandlung von Infektionen der Atmungsorgane verwendet (u.a. Bronchitis)
  • Darreichungsform: Pulver zur Herstellung eines Suspension zum Einnehmen (orale Lösung)
  • Sonstiges: Die angemischte Lösung hält sich bei Zimmertemperatur maximal 5 Tage und sollte danach erneuert werden. Spritze sollte verschlossen werden, um Austrocknen zu vermeiden. Vor jeder weiteren Gabe den Saft ein mal kurz schütteln.

Florfenicol

  • Markenname: Nuflor
  • Wirkstoffgruppe: synthetisches Breitspektrumantibiotikum mit Wirksamkeit gegen grampositive und gramnegative Erreger. Florfenicol wirkt über die Hemmung der bakteriellen Eiweisssynthese auf ribosomaler Ebene bakteriostatisch. Auch gegen chloramphenicol-resistente Bakterien wirksam.
  • Anwendung bei: akute bakterielle Atemwegserkrankungen (Lungenentzündungen)
  • Darreichungsform: hell-gelbe bis strohfarbige Injektionslösung, vom Tierarzt zu verabreichen
  • Sonstiges: keinerlei Hinweise auf ein embryo- oder foetotoxisches Potential; die Unbedenklichkeit während Trächtigkeit und Laktation ist nicht belegt.

:!: Vor Frost geschützt lagern und nach Anbruch des Behältnisses innerhalb von 28 Tagen aufbrauchen.

Quellen