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Mäuse-Agility
Was ist Mäuse-Agility?
Immer wieder stoßen Mäuseliebhaber im Internet auf Video-Filme, in denen Mäuse beim so genannten „Mäuse-Agility“ bzw. „Mouse Agility“ gezeigt werden. Dabei handelt es sich um einen Parcours, in die eine Maus gesetzt wird und den sie in einer bestimmten Reihenfolge durchlaufen soll, ähnlich der Hundesportart Agility.
Leider ist dieses „Agility“ meist nicht mäusefreundlich.
Die Tiere werden üblicherweise auf einem Tisch o.ä. gezeigt, was darauf hindeutet, dass sie aus dem Käfig genommen wurden und keine Möglichkeit haben, freiwillig zurückzukehren. Zudem werden meist für die Hindernisse Materialen verwendet, die in der Nähe von Nagern nichts zu suchen haben (Plastik, Stifte, Zimmerpflanzen…); in manchen Videos ist sogar zu beobachten, wie die Tiere vom Halter durch Anschieben mit der Hand oder einem Gegenstand in eine bestimmte Richtung gezwungen werden.
Diese Form von „Mäuse-Agility“ grenzt an Tierquälerei und ist absolut abzulehnen.
Und was ist mit Konditionierung?
Es ist prinzipiell möglich, mit Mäusen eine Operante Konditionierung durchzuführen. Manche Farbmaushalter trainieren ihre Tiere darauf, in eine Transportbox zu klettern oder aus einer Spritze Nahrung aufzunehmen, um so im Krankheitsfall die Gabe von Medikamenten zu erleichtern. Dies ist als sinnvoll anzusehen.
Eine weitergehende Konditionierung der Tiere, z.B. darauf, ein bestimmtes Inventarstück zu erklettern, um ein Leckerli zu bekommen, fällt eher unter die Kategorie „Nicht notwendig, aber auch nicht schädlich“. In diesem Rahmen kann man mit Mäusen durchaus etwas „Agility“ machen, ohne ihnen zu schaden: Beispielsweise wäre es denkbar, ihnen beizubringen, bestimmte Inventarstücke in einer festen Reihenfolge abzulaufen, woraufhin sie belohnt werden. Ob ein solches Training allerdings sinnvoll ist, muss jeder Halter selbst entscheiden - im Endeffekt lässt sich eine Beschäftigung der Mäuse auch anders erreichen (z.B. mit Erlebnisfutter).
Neben einer einfachen Konditionierung ist bei Mäusen nachweislich auch ein Targettraining möglich. Dazu wird das betreffende Tier z.B. mit Hilfe eines Clickers darauf konditioniert, einem so genannten Targetstick zu folgen, so dass man es beispielsweise durch einen Parcours leiten kann. In einer intakten Mäusegruppe könnte es allerdings schwierig werden, mit nur einem Tier so gezielt zu üben; daher stellt sich auch hier die Frage, ob dies sinnvoll ist.
Freiwilliger Auslauf
Ein großes Problem beim „Mäuseagility“, wie es in oben beschriebenen Videos gezeigt wird, ist die Tatsache, dass es außerhalb des Käfigs durchgeführt wird und die Mäuse offenbar nicht ohne Weiteres dorthin zurückkehren können.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Farbmäusen Auslauf anzubieten, solange sie jederzeit fressen, trinken und nach Belieben ins heimische Revier (= Käfig) zurückkehren können. Mäuse sind sehr revierbezogen, weshalb es großen Stress für sie bedeutet, wenn sie aus der gewohnten Umgebung gerissen werden; wenn man also Auslauf anbieten möchte, dann dürfen die Tiere nicht dazu gezwungen werden und es muss ständig ein Rückweg zum Käfig vorhanden sein. Dies ist allerdings meist schwer umzusetzen.
Dazu kommt, dass es zu Problemen in der Gruppe kommen kann, wenn ein Tier längere Zeit alleine im Auslauf war (weil die anderen nicht wollten) und dann zurückkehrt. Man sollte also auch darauf achten, den Auslauf nicht zu lange auszudehnen.
Wenn man mit Mäusen „Agility“ machen möchte, sollte es keinesfalls so aussehen wie in entsprechenden Videos. Wenn man möchte, kann man aber seinen Tieren im gewohnten Revier einen „Parcours“ anbieten und sie darauf konditionieren, ihn abzulaufen. Solange dies freiwillig und ohne Druck geschieht, dürfte es im Normalfall nicht schaden. Eine Ausnahme besteht natürlich, wenn man eine Gruppe mit sehr scheuen Mäusen hat, die auf jeden menschlichen Eingriff gestresst reagieren. Es gilt individuell abzuwägen, wie neugierig bzw. zutraulich die eigenen Tiere sind.