Die alte Maus
Mäuse altern unterschiedlich schnell. Farbmäuse gelten in der Regel mit 2 Jahren als sehr alt. Wann der Alterungsprozess einsetzt, ist jedoch sehr unterschiedlich.
Teilweise sind die Anzeichen (Buckel, lichtes Fell, getrübte Augen, humpelnder Gang etc.) nicht von denen einer Krankheit zu unterscheiden, deswegen ist es sehr wichtig, die Tiere genau zu beobachten und zu kennen.
Für gewöhnlich beginnt das Altern mit ruhigeren, besonneneren Bewegungen und vermehrtem Schlaf. Etwas später kann es sein, dass die Tiere im Gesicht, vor allem um die Augen herum, kahl werden; die Gesichtsform wirkt spitzer als vorher.
Weiterhin ist es möglich, dass die Tiere abnehmen und eingefallen aussehen. Wichtig ist, dass die Maus frei von anderen Symptomen ist (Augenprobleme, Atemgeräusche etc.), ansonsten muss sofort der Tierarzt aufgesucht werden. Alte Mäuse bilden oftmals den Ruhepol einer Gruppe; die letzten Tage und Wochen bleiben sie häufig in der Nähe des Nestes und bewegen sich nur zum Fressen und Trinken fort.
Es ist auch zu beobachten, dass die Tiere im Alter plötzlich zutraulich werden, obwohl sie sich vorher immer versteckt gehalten haben. Diesen Aspekt genießen die meisten Mäusehalter sehr. Zwar macht das Wissen, dass die ohnehin schon begrenzte Lebenszeit zu Ende geht, traurig, aber der Charme einer alternden Maus hebt sich oft deutlich vom Verhalten der anderen Gruppenmitglieder ab, sodass oftmals eine stärkere Bindung zwischen Mensch und Tier möglich ist.
In den letzten Tagen und Wochen ihres Lebens geht es vor allem darum, die alten Tiere zu verwöhnen und genau zu beobachten. Sind die Tiere frei von Krankheitssymptomen, gilt es, ihnen den Lebensabend möglichst ruhig und veränderungsfrei zu gestalten: Alte Tiere sollten nicht mehr vergesellschaftet werden, nach Möglichkeit sollte in den letzten Tagen ihres Lebens auch keine Käfigreinigung stattfinden.
Zeigen die Tiere zusätzlich zu ihrem Alterungsprozess Anzeichen von Krankheit, so werden sie in Kooperation mit einem Tierarzt behandelt bzw. in schlimmen Fällen durch diesen eingeschläfert. Natürlich sind auch hier alle Regeln für ein möglichst ruhiges, ausgeglichenes Lebens einzuhalten.
Wenn es soweit ist, dass die Maus sterben wird, sind verschiedene Verhaltensweisen zu beobachten. Das natürliche Verhalten einer Mäusegruppe ist, das sterbende Tier auszuschließen. Würde es im Nest sterben, wäre es realistisch, dass durch die einsetzende Verwesung Fressfeinde angezogen (und so eine Gefahr für die ganze Gruppe darstellen) würden. Es ist also keineswegs ungewöhnlich, dass eine Maus alleine, an einem vom Nest entfernten Ort im Käfig stirbt. Einige Mäuse legen sich deshalb bereits freiwillig etwas weiter entfernt vom Nest an einen ruhigen Ort, wenn sie spüren, dass ihre Zeit gekommen ist.
Bei unserer domestizierten Farbmaus kommt es ebenso vor, dass der Halter die tote Maus im Nest bei den anderen findet, weil das natürliche Verhalten in dieser Hinsicht abgelegt wurde. Eine weitere Variante wäre, eine unter Streu verbuddelte Maus zu finden. In der Regel haben die anderen Mäuse sie dann aus den oben genannten Gründen des Selbstschutzes vergraben.
Es ist in Ausnahmefällen zu beobachten, dass es eine sterbende Maus zum Menschen hinzieht. Dieses Verhalten ist sehr, sehr selten und keinesfalls natürlich. Wenn die Maus die menschliche Nähe sucht, dann ist es natürlich legitim, sie ihr zu bieten. Sie sollte jedoch jederzeit zurück in ihren Käfig klettern und ihren Aufenthaltsort frei wählen können.
Zum Schluss noch einige allgemeine Sätze zum Leben und Sterben bei Mäusen:
Mäuse haben eine geringe Lebenserwartung, eine Woche bedeutet für sie eine große Zeitspanne. Halter von Notfalltieren trösten sich oft mit dem Gedanken, dass die Maus es zumindest die letzten Wochen/Tage ihres Lebens gut hatte. Dieser Ansatz ist völlig richtig, denn Mäuse leben im Hier und Jetzt. Es ist nicht bekannt, wieviel Erinnerungsvermögen Mäuse wirklich haben, aber in erster Linie zählt der Moment. Oft quält die Diskrepanz zwischen „einschläfern“ und „noch nicht einschläfern“. Das ist individuell und je nach Befinden der Maus zu entscheiden, aber grundsätzlich sollte langes Leiden immer möglichst verhindert werden. Eine Maus hat nichts davon, sich totkrank durch den Käfig zu schleppen, nur weil ihr Halter die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. Hier sind intensive Gespräche und Beratungen mit einem kompetenten Tierarzt sehr wichtig. Mit der Zeit entwickelt man auch selber ein Gespür für das Befinden seiner Mäuse und weiß, wann der schwere letzte Gang zum Tierarzt ansteht.
Als Richtlinie kann man sich immer wieder vor Augen führen: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende - wobei ein sachgerechtes Einschläfern durch einen Tierarzt für die Maus keinen Schrecken darstellen sollte.