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Kinder und Tierhaltung
Viele Kinder und Jugendliche wünschen sich ein eigenes Tier: Es soll niedlich sein, am besten kuschelig weich, darf nicht zu groß werden und sollte wenig Platz wegnehmen. Für viele Eltern steht die Entscheidung bald fest: Ein Kleintier, häufig Kaninchen oder Meerschwein, immer öfter jedoch auch Farb- oder Rennmäuse. Sie sind klein, flauschig und im Zweifelsfall leben sie nicht so lange wie ein Hund oder eine Katze, falls die Kinder doch bald wieder das Interesse verlieren.
Ein paar Dinge sollten Eltern sowie Kinder jedoch beachten, wenn es um Mäuse (egal welcher Rasse) als Haustiere geht:
Mäuse sind keine Kuscheltiere
Wer ein Tier will, das gerne auf den Arm genommen und gestreichelt wird, der ist mit Mäusen schlecht beraten. Weder Farb- noch Rennmäuse möchten aus ihrem Gehege genommen und angefasst werden. Sie sind Beobachtungstiere, die sich am wohlsten fühlen, wenn sie in ihrem Gehege leben können und weitgehend in Ruhe gelassen werden. Rausnehmen und auf die Hand setzen etc. macht den Tieren Angst und verursacht ihnen Stress, der sich verkürzend auf die Lebensdauer auswirken kann. Zudem kann eine Maus, die sich auf diese Art „bedroht“ fühlt, schnell auch mal zubeißen. Bei Kindern besteht zudem die Gefahr, das ein Tier zu fest gedrückt oder auch fallen gelassen wird.
Mäuse ≠ Kuscheltiere!
Auch Mäuse brauchen Platz
Für das Kind soll es häufig ein kleines Tier sein, das man einfach in einem Käfig in eine Ecke des Zimmers stellen kann. Klingt praktisch, führt aber leider dazu, dass viele Mäuse in viel zu kleinen Käfigen (häufig mit Plastikeinrichtung) vor sich hin vegetieren müssen. Informieren Sie sich vorher über die Mindestgröße und die unterschiedlichen Möglichkeiten eines Geheges: Farbmäuse und Rennmäuse
Kranke Tiere: Wer kümmert sich?
Bitte bedenken Sie, dass Mäuse sehr anfällig für Krankheiten sein können. Mäuse sind durch ihr schwaches Immunsystem nicht in der Lage sich selbst zu heilen, sie brauchen selbst bei „banalen“ Krankheiten wie einem Schnupfen immer tierärztliche Versorgung. Auch Mäuse sind Lebewesen. Bitte verwenden Sie keine Argumente wie „Bevor wir 10 € für den Tierarzt ausgeben, kaufen wir lieber für 3 € eine neue Maus.“ Das ist nicht nur dem Tier gegenüber unfair, das nichts dafür kann, dass es klein und krankheitsanfällig ist, sondern kann auch Ihr Kind, das gerade an dieser kranken Maus hängt, sehr verletzen und ihm falsche Werte vermitteln.
Kurze Lebenserwartung
Für manche Eltern erscheint es sehr praktisch, dass Mäuse eine geringe Lebenserwartung haben, denn so bindet man sich nicht für viele Jahre einen „Klotz“ ans Bein, falls die Kinder doch bald das Interesse verlieren. Bedenken sie jedoch: Die Tiere können auch deutlich früher sterben! Im schlimmsten Fall findet man nicht eine friedlich für immer eingeschlafene Maus in einem Nest, sondern zernagte Einzelteile (Mäuse versuchen aus Instinkt tote Artgenossen zu beseitigen, da diese Feinde anlocken könnten). Reden Sie am besten vor der Anschaffung mit Ihrem Kind darüber und helfen Sie beim täglichen Gesundheitscheck, um grausigen Funden vorzubeugen. Was Sie auch beachten müssen: Mäuse sind u.a. anfällig für die Bildung von Tumoren, bei denen der Besitzer den richtigen Zeitpunkt auswählen und das Tier vom Tierarzt erlösen lassen muss.
Eltern tragen die Verantwortung
Ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten dürfen Wirbeltiere an Kinder oder Jugendliche unter 16 Jahren nicht abgegeben werden (§ 11 c Tierschutzgesetz). Die Verantwortung liegt also ganz bei den Eltern, das bedeutet:
- im Krankheitsfall muss ein Tierarzt aufgesucht werden
- es ist täglich für frisches Futter und Wasser zu sorgen
- schaffen Sie von Beginn an ein Gehege an, das groß genug ist
- informieren auch Sie sich vor der Anschaffung.
Kinder sind in hohem Maße von ihren Eltern abhängig. Bitte verweigern Sie diese Hilfe nicht. Wenn Sie zustimmen, dass Tiere einziehen dürfen, müssen Sie Ihren Kindern auch die Möglichkeit geben, sich optimal zu kümmern, was auch einschließt, dass Sie bereit sind, Ihr Kind mit den kranken Tieren zum Tierarzt zu fahren.
Lassen Sie bitte nicht die Tiere leiden, indem sie sagen „Das ist dein Tier, also musst du dich auch kümmern, ich hab damit nichts zu tun.“ Freuen Sie sich lieber, dass ihr Kind Verantwortung zeigt, wenn es Sie bittet, zum Tierarzt zu fahren und sagen Sie nicht nein.
Standort des Käfigs
Soll der Mausekäfig im Kinderzimmer stehen, muss bedacht werden, dass Mäuse dämmerungsaktive Tiere sind, die tagsüber Schlaf brauchen. Laute Musik oder tobende Kinder können den Schlaf erheblich stören, was zu Stress bei den Mäusen und einer verkürzten Lebenszeit führen kann. Wenn die Kinder ins Bett müssen, geht es bei den Mäusen oft erst richtig los und sie laufen im Rad, klettern oder bauen, was wiederum die Kinder wach hält. Deshalb empfiehlt sich für den Käfig ein neutralerer Ort, an dem die Kinder mit ihren Eltern zusammen die Mäuse beobachten können, ohne sie zu stören.
Haustiere sind keine Geschenke
Tiere, egal wie klein, sind keine Gegenstände, die man aus einer Laune heraus überraschend verschenken sollte, weil sie so niedlich sind. Besprechen Sie vor der Anschaffung eines Haustieres alles genau mit Ihren Kindern und binden Sie die Kinder in den Prozess mit ein. Richten Sie zusammen mit den Kindern den Käfig ein und recherchieren Sie gemeinsam im Internet alles zum Thema Maus. So lernen die Kinder für die neuen Familienmitglieder Verantwortung zu übernehmen und betrachten sie nicht als reinen Wegwerfartikel oder als Spielzeug.
Mäuse sind Gruppentiere
Anders als zum Beispiel Hamster sind Farbmäuse reine Gruppentiere, die ohne den Kontakt zu Artgenossen furchtbar leiden. Es wäre dem Tier gegenüber nicht fair, es alleine oder nur mit einem einzelnen Partner zu halten, weil es auf den ersten Blick praktischer erscheint. Eine Gruppe sollte immer mindestens aus vier Tieren bestehen. Versterben Mäuse aus der Gruppe, müssen die anderen mit neuen Mäusen in einer Vergesellschaftung zusammen geführt werden. Dabei wird Ihr Kind viel Hilfe benötigen. Diese Dinge gehören zur Farbmaushaltung dazu und müssen vor der Anschaffung bedacht werden.